Edvard Munch. „Der Schrei“ - WebMuseum at ibiblioPage
„Mutieren wir immer mehr zu einer `Angstgesellschaft´?“, fragt der Wiener Pastoraltheologe Paul M. Zulehner in seinem gerade erschienenen Buch „Entängstigt euch!“. Die Antwort scheint offensichtlich: Im Blick auf die bedrängenden Phänomene unserer Zeit – Migrationsströme, internationaler Terrorismus ( - beim Schreiben dieser Zeilen werden die beiden Anschlägen in Brüssel bekannt - ), die Instabilität unserer Finanz- und Sicherheits-Architekturen – überwiegt in weiten Teilen der europäischen Öffentlichkeit eine diffuse Angst vor dem Unbekannten: Wir sorgen uns um die Zukunft unserer freiheitlichen Ordnung, und wir fürchten die Begegnung mit dem religiös und kulturell Fremden.
Dietrich Bonhoeffer sah die Berufung der Christen als Antwort auf die Frage Jesu im Augenblick seiner größten Ängstigung, die er in Gethsemane durchlebt: „Könnt Ihr nicht eine Stunde mit mir wachen?“ (Mt 26,40): Vielleicht geht es ja wirklich darum: Mit Christus einzutreten in diese Ängste unserer Zeit, um mit Ihm durch-zu-stoßen zu einer ganz neuen, vertieften Erfahrung Gottes, der uns in eben diesen Ängsten begegnen will.
Der Theologe Paul Tillich schrieb einmal: „Der Mut zum Sein wurzelt in dem Gott, der erscheint, wenn Gott in der Angst des Zweifels verschwunden ist.“ Gerade diesem - durchaus geheimnisvollen - Satz möchte ich in der Telefonkonferenz am 14.04.2016 weiter auf den Grund gehen - bei dem gemeinsamen Versuch, die „Zeichen der Zeit“ zu lesen und in unseren vielfach ges(ch)ichtslosen Ängsten der Wirklichkeit des Anderen zu begegnen.
Herbert Lauenroth
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